Pfarrkirche St. Dionysius, Rheidt

St. Dionysius, Rheidt

In den schriftlichen Quellen wird erstmals im Jahr 832 eine Marienkirche in Reide erwähnt. Zusammen mit Ländereien und der zugehörigen Hofanlage wurde sie aus dem Besitz des Kölner Erzbischofs dem Bonner Cassiusstift übertragen, das bis zur Säkularisierung Eigentümer blieb.

Bei der Kirche handelt es sich um einen Vorgängerbau der Rheidter Pfarrkirche St. Dionysius. Er stand gut 600 m nordwestlich der heutigen Kirche an der Unterstraße/Ecke Ehrenstraße (heute Gedenkstätte für die Opfer der Weltkriege). Archäologische Quellen zeigen, dass im Umfeld bereits gut 300 Jahre ununterbrochen gesiedelt wurde: ein Friedhof mit mehr als 200 Gräbern im Bereich des heutigen Markts reicht bis in die Zeit um 500 zurück.

Rheidter Pfarrkirche, Zeichnung von 1737

Die einstige Hofkirche entwickelte sich im Laufe der Zeit zur Pfarrkirche. Zu ihrem Sprengel gehörten ursprünglich auch Niederkassel und Uckendorf, die um 1300 jedoch schon selbständig geworden waren. In diese Zeit fällt mutmaßlich auch der Patroziniumswechsel von Maria zum HI. Dionysius. Einen Eindruck von der offenbar mehrfach umgebaute Kirche vermittelt eine Zeichnung aus dem Jahr 1737 (Brodeßer, Rhein-Sieg S. 105 Abb. 193).

Nicht zuletzt durch häufige Überschwemmungen vom Rheinhochwasser war der Kirchenbau Anfang des 19. Jahrhunderts so in Mitleidenschaft gezogen, dass 1830 der Turm abgerissen werden musste, 1833 folgte das Kirchenschiff.

Ein Neubau sollte an der heutigen hochwassersicheren Stelle am „Hohen Rain" erfolgen. Nach der napoleonischen Säkularisierung war der preußische Staat als Rechtsnachfolger des Cassiusstifts auch Bau- und Erhaltungsträger des Kirchenschiffs. Die Baupflicht für Chor und Turm lag dagegen beim Pfarrer bzw. der Zivilgemeinde. Aufgrund der angespannten Finanzlage vor Ort konnten die ersten aufwändigen Entwürfe nicht umgesetzt werden. Nach Verhandlungen übernahm der Preußische Staat schließlich die Gesamtkosten für einen Ziegelbau im klassizistischen Stil. Die Bauform orientiert sich offenbar an Musterentwürfen Karl Friedrich Schinkels, die er im Auftrag des preußischen Königs für kostengünstige Kirchenbauten im ländlichen Raum entwickelt hatte. (Brodeßer S. 116 Abb. 212 Vorderansicht klassizistische Kirche)

Ende 1834 - später als geplant - konnte die Kirche provisorisch genutzt werden; die Bauabnahme erfolgte am 20. Juni 1835. 1849 bzw. 1852 wurden eine Orgelbühne und eine Orgel angeschafft. Erst am 18.2.1857, gut 20 Jahre nach dem Kirchenbau, wurde anstelle des ursprünglich geplanten Westturms, der heutige Turm vor der Westfassade eingeweiht, der mit einem niedrigen Ziegelbau an das Schiff angeschlossen wurde.

Der Innenraum der Rheidter Kirche 1935

Im Inneren besaß die Kirche ursprünglich eine flache Holzdecke, die auf vier Holzstützenpaaren ruhte. Zunächst nutzte man den alten Altar aus dem Vorgängerbau, der 1894 durch einen neuen Dionysius-Altar ersetzt wurde. Aufnahmen aus dem Jahr 1935 lassen eine ornamentale Ausmalung der Kirche erkennen.

Innenraum von St. Dionysius heute

1966-76 erweiterte man die Kirche um die heutigen verschieferten Seitentrakte, erneuerte die Verbindung zwischen Turm und Kirchenschiff und nahm eine tiefgreifende Umgestaltung des Innenraums in Angriff. Der Bau erhielt eine weiße Kassettendecke mit plastischen Traubenmotiven sowie einen schwarz-weißen Fußboden im Schachbrettmuster, einen weißen Wandputz mit Baumreliefs unter den Fenstern, Grisailleglasfenster mit floralen Motiven, eine neue Orgelbühne mit Orgel und einen neugestalteten Altarraum.

Ausstattung

Quellen:
H. Brodeßer: Heimatbuch Rhein-Sieg, Troisdorf 1985, Hrsg. Raiffeisenbank Untere Sieg e.G.; H. Schulte Gotteshäuser in der Stadt Niederkassel, Troisdorf 2001, U. Müssemeier, Die merowingerzeitlichen Funde aus der Stadt Bonn und ihrem Umland, Rheinische Ausgrabungen 67, Darmstadt 2014.