Pfarrkirche St. Lambertus, Bergheim

St. Lambertus, Bergheim

Der Ort Bergheim erscheint 987 erstmals in den schriftlichen Quellen als Otto III. dem Kloster Vilich dort ältere Fischereirechte bestätigt. Archäologische Funde belegen eine Besiedlung spätestens ab dem 7. Jh. Um 1064 wird auch eine Kirche erwähnt, die zur Gründungsaussttattung der Benediktinerabtei Siegburg gehört, welche fortan die Pastöre berief und mit der Pfarrverwaltung betraute. Der schlichte Taufstein aus Basaltlava, der sich im linken Eingangsbereich der heutigen Kirche befindet, dürfte noch aus diesem Bau stammen.

Fresken 14. Jh. aus dem Vorgängerbau

1248 wurde der Grundstein zu einer größeren Kirche in romanischem Stil gelegt. In der 1. Hälfte des 14. Jh. wurde der Bau erweitert und dabei gotisiert. An ein dreischiffiges Langhaus schloss sich im Osten ein Chor mit Fünfachtelschluss und Kreuzgewölbe an, der mit Freskomalerei ausgestattet war. Die Fresken kamen 1869 beim Abriss der zu klein und baufällig gewordenen Kirche zum Vorschein. Sie konnten noch dokumentiert, aber aus finanziellen Gründen nicht erhalten werden.

Die Grundsteinlegung zum jetzigen Gotteshaus, einem neugotischen Bau mit Westchor nach Plänen des Bonner Architekten Dieckhoff, erfolgte am Patronatsfest am 20.9.1869. Zur Lambertuskirmes am 22.9.1872 konnte Pfarrer Georg Klein die Benediktion vornehmen und damit die Kirche zum Gebrauch freigeben. Die neugotische Inneneinrichtung hatte die Fa. Bong aus Köln geliefert. Die Konsekration, die Weihe des Hauptaltares und der Seitenaltäre, fand erst am 21. Juli 1875 durch den damals während des Kulturkampfes verfolgten Kölner Erzbischof Paulus Melchers statt. 1937 wurden dem Turm auf beiden Seiten die heutigen Nebeneingänge als Windfang beigefügt.

Der 2. Weltkrieg fügte dem Kirchenbau erhebliche Schäden zu. Nach ersten Notreparaturen veränderte man auch die neugotische Inneneinrichtung und entfernte die Retabel der Altäre, Kanzel, Kommunionbank und Kreuzweg. Da die Statik weiterhin gefährdet war, musste 1976-1981 eine umfassende Restaurierung erfolgen. Dabei stellte man das Inventar erneut um und ergänzte es.

Ausstattung

  • Altar: Mensa des neugotischen Hauptaltars (1874) ohne Retabel, von der Ostwand des Chores versetzt die Mitte des Chorraums
  • Altarkreuz: Silber mit Emaillemedaillons aus Limoges aus der Werkstatt Weinert (2. H. 20. Jh.)
  • Vortragekreuz: (15.Jh.) Gelbguss, versilbert
  • Tabernakel: lothringischer Muschelkalk, gestaltet von Jochem Pechau, Köln, als „Zelt Gottes unter den Menschen" (1982)
  • Ewiges Licht: lothringischer Muschelkalk, Adlermotiv, von Jochen Pechau, Köln (um 1981)
  • Glasfenster: nach Entwürfen von Hermann Gottfried, Bergisch Gladbach
    • Chorfenster: unten alttestamentliche Motive (Elija empfängt Brot, Abraham opfert Isaak, die Israeliten halten Paschamahl), oben entsprechende neutestamentliche Bilder (Brotvermehrung, Christi Kreuzestod, letztes Abendmahl)
    • Südliches Seitenfenster: oben Geistsendung zu Pfingsten, unten drei Szenen aus dem Leben des Pfarrpatrons St. Lambertus.
    • Nördliches Seitenfenster: Darstellungen bezogen auf den Ort Bergheim, vor allem auf das Fischerhandwerk. Alle stehen unter dem Schutz Gottvaters, der aus dem Sechspass auf die Erde herabschaut. Darunter im Hauptbild Christus, der auf dem See dem Wind und den Wellen gebietet.
  • Marienaltar: neugotisch (1874), der Altar geht zurück auf eine Stiftung von1504 der Geschwister Gerhard und Jutta von Plettenberg
  • Katharinenaltar: Der Altar stand ursprünglich im „Fischerchörchen" (rechtes 'Seitenschiff'). Er geht zurück auf eine Stiftung von 1762 des Sieglarer Pastors Heribert Weinreis. Der neugotische Altar (1874) war von der Bergheimer Fischereibruderschaft zu Ehren ihrer Zunftpatronin Katharina finanziert worden. Die Nachkriegsrestaurierung entfernte das Retabel. Seine zentrale Katharinenstatue gelangte ins Bergheimer Fischereimuseum. Über dem Altar wurde eine größere neugotische Katharinenstatue angebracht. Bei der jüngsten Renovierung ersetzte man sie durch eine Herz-Jesu-Statue und versetzte sie an die nördliche Seitenwand.
  • Weitere Statuen:
    • Hl. Lambertus: neugotisch, Kirchenpatron (südliche Seitenwand,gegenüber Katharina)
    • 4 Holzfiguren (1.H. 20. Jh.): St. Josef und  St. Matthias (links und rechts unter der Orgelempore), St. Judas Thaddäus und Antoniusrelief (rechte Vorhalle)
  • Kreuzweg: (Ende 20 Jh.) in neugotischem Stil gestaltet von Guido Hosp, Bad Bayersoien. Wenige Stationen des qualitativ hochwertigen Kreuzwegs von 1889 von Kniffler, Köln-Kalk, ursprünglich farblich gefasst, sind im Klostergarten auf dem Siegburger Michelsberg erhalten.
  • Vesperbild: (Turmhalle) barock
  • Taufstein: (linke Vorhalle) Basaltlava (11./12.Jh.)
  • Flügelaltar der Immerwährenden-Hilfe: (linke Vorhalle) neugotisch
  • Wandbilder: (Ostwand unter der Orgelempore) von Ingrid Walbröl, als Ersatz für den verlorengegangenen Fischer-Katharinen-Altar gestiftet.
  • Orgel: Die Klaisorgel von 1905 wurde 2013 ersetzt durch eine historische Orgel der Fa. Steinmeyer, Öttingen (1896, op. 560) 17 Register
  • 4 Glocken: die kleinste ursprünglich von 1449, 1843 umgegossen; 3 Stahlglocken von 1948
Quellen:
H. Brodeßer: Heimatbuch Rhein-Sieg, Troisdorf 1985, Hrsg. Raiffeisenbank Untere Sieg e.G; ders., Die vergangene "Bunte Kirche" zu Bergheim an der Sieg. Troisdorfer Jh. 18,1988, 71ff. mit älterer Lit.; ders., Die Pfarrkirche St. Lambertus in Bergheim. Innenraum und Ausstattung. Troisdorfer Jh. 23, 2002, 125ff. mit älterer Literatur